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Ein Interview mit "Ja zur Feuerwehr"

Ja zur Feuerwehr“ hat von dem Projekt Jugendfeuerwehr in Tansania erfahren und möchte dieses näher vorstellen. Mit einem ausführlichen Fragenkatalog wurde per E-Mail folgendes Interview geführt.



Ja zur Feuerwehr: Wie kommt ein 18-jähriger junger Mann aus Imsum bei Bremerhaven auf die Idee, eine Jugendfeuerwehr in Tansania aufzubauen?


Tjark: Ich hatte vorher die Überlegung, dass ich gerne eine Zeit im Ausland verbringen würde. Allerdings wollte ich nichts „Gewöhnliches“ machen. Zudem bin ich auch nicht der Typ, der in einem Kindergarten klarkommen würde. Ich brauchte etwas, bei dem es Arbeit gibt, bei der man dreckig wird. Durch eine Organisation, wurde ich auf den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst Weltwärts gebracht. Da ich im Vorjahr zu einer Safaritour in Tansania wahr, habe ich einfach mal auf gut Glück im Suchformular Tansania eingegeben und so bin ich dann zufällig auf das Projekt „Jugendfeuerwehr in Tansania“ gestoßen.



Ja zur Feuerwehr: Wie lange bist du schon da?


Tjark: Ich bin am 16. August 2015 in Dar es Salaam gelandet und zwei Wochen später habe ich mit meiner Arbeit im Dogodogo Centre begonnen.



Ja zur Feuerwehr: Wie viele Mitglieder hat die Jugendfeuerwehr in Tansania und wie alt sind sie? Sind es Jungen und Mädchen?


Tjark: Die Jugendfeuerwehr befindet sich in einem Berufsschulinternat (Dogodogo Centre). Hier werden die Jugendlichen zu Tischlern, Schneider oder Elektrikern ausgebildet. Die Jugendfeuerwehr ist ein Teil der Freizeitbeschäftigung. Bis vor kurzem waren knapp 60 Jugendliche in der Feuerwehr, im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, darunter zehn Mädchen. Momentan wurde das Internat aus finanziellen Gründen vorrübergehend geschlossen, die Feuerwehr geht jedoch mit den Jugendlichen aus dem Center weiter, die im Umkreis wohnen. Allerdings hat sich die Zahl auf knapp 15 Jugendliche reduziert.



Ja zur Feuerwehr: Erzähl doch mal von der Anfangszeit: Mit welchen Hürden und Herausforderungen hattest du gerade am Anfang zu kämpfen?


Tjark: Das Projekt mit der Jugendfeuerwehr besteht schon seit  2007. Jedes Jahr wird ein Freiwilliger durch die Entsendeorganisation Kawaida – Sozialer Dienst in Afrika e.V. gesucht. Dadurch stand die Grundstruktur der Feuerwehr schon. Allerdings wurde im Vorjahr die Stelle nicht besetzt und so bildete eine Lehrerin aus dem Center (welche von den Vorfreiwilligen schon viel gelernt hat) die Jugendlichen in diesem Jahr aus. Sie wurde durch einen Weltwärts Freiwilligen an einem Tag in der Woche unterstützt, der seinen Dienst bei der Berufsfeuerwehr in Dar es Salaam absolvierte.

Aber auch in meiner Anfangszeit habe ich Ereignisse erlebt, auf die man aufbauen oder die man verändern sollte. Zum Beispiel wurde an meinem ersten Tag eine kleine Übung gezeigt. Da ich schon bei der Vorbereitung da war, habe ich einen guten dreiteiligen Löschangriff gesehen. Auch das ansaugen hat gut geklappt und so wurde auch mit Wasser geübt. Für die spätere Vorführung wurde dann ein kleines Feuer gemacht, allerdings gab es da ein Problem, das Feuer zu löschen. Schließlich wurde das zu Verfügung stehende Wasser ja für die vorherige Übung ohne Feuer verwendet.



Ja zur Feuerwehr: Was ist eigentlich deine „persönliche Feuerwehrgeschichte“? Was waren deine Beweggründe, in die Feuerwehr einzutreten und was macht die Feuerwehrgemeinschaft für dich so besonders?


Tjark: Ich hatte bereits vor dem Eintritt in unsere Jugendfeuerwehr, großes Interesse und konnte es kaum abwarten. Leider gab es zu dem Zeitpunkt die Kinderfeuerwehr noch nicht. Damals waren die Gründe für die Jugendfeuerwehr andere als sie heute sind. Die Jugendfeuerwehr war halt was Besonderes, Man durfte im großen roten Auto mitfahren, mit der Fackel das Osterfeuer anzünden und vieles mehr. Was die Feuerwehr heute für mich so besonders macht, ist der Zusammenhalt untereinander. Diesen konnte ich auch wieder erleben, als ich von meinen Plänen erzählt habe, nach Tansania zu gehen. Jeder hat mich bei meinen Vorbereitungen unterstütz und auch jetzt, trotz 7000km, wenn ich irgendwelche  Probleme habe. Es ist eine zweite Familie, in der sich jeder auf den anderen verlassen kann und man immer wieder erlebt, was man alles gemeinsam schaffen kann.



Ja zur Feuerwehr: Wie vermittelst du dein Wissen und auf welcher Sprache?


Tjark: Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Akrobatik. Da nur ein geringer Teil der Jugendlichen Englisch kann und mein Kiswahili auch noch nicht so ausgereift ist, ist  es eine Mischung aus allem. Jedes Wort, das ich auf Kiswahili kann, wird in die englischen Sätze eingebaut. Der Vorteil ist, dass die Arbeit in der Feuerwehr eher praktisch ist und man so auch viel zeigen und vormachen kann.



Ja zur Feuerwehr: Wer unterstützt dich bei deiner Arbeit?


Tjark: Bei der Ausbildung der Feuerwehr, unterstützt mich Rose, eine Lehrerin aus dem Center, welche auch schon mit den Vorfreiwilligen gearbeitet hat und Christopher, ein Feuerwehrmann der Berufsfeuerwehr in Dar es Salaam.



Ja zur Feuerwehr: Wie unterscheidet sich der Alltag bei der Jugendfeuerwehr in Tansania von dem der deutschen Jugendfeuerwehr?


Tjark: Es gibt in ganz Tansania noch keine Freiwillige Feuerwehr und daher auch keine Jugendfeuerwehr. Das Brandschutzwesen ist hier noch sehr rudimentär vorhanden. Die Feuerwehr im Dogodogo Centre ist keine Jugendfeuerwehr im deutschen Verständnis, sondern eher eine Internatsfeuerwehr wie in Lousisenlund in Schleswig-Holstein oder Salem in Süddeutschland. Wir haben eine gute Ausstattung, besser als die Berufsfeuerwehr. Uns stehen zwei Fahrzeuge zur Verfügung, welche ausschließlich von der Jugendfeuerwehr genutzt werden, Auch die Ausbildung ist sehr viel praktischer orientiert, als bei einer deutschen Jugendfeuerwehr. Es ist eher eine Freiwillige Feuerwehr aus Jugendlichen. Da es im Umkreis keine Feuerwehr gibt, sorgen die Jugendlichen selber für die Sicherheit im Center. So werden sie im Umgang mit Stromerzeugern, Fahrzeugpumpe und weiteren Geräten ausgebildet.

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